Interventionsprogramm zur Bewegungsförderung bei Menschen mit geistiger Behinderung
Informationen in Leichte Sprache folgen.
Bewegung ist gesund und macht Spaß – vor allem dann, wenn sie den eigenen Fähigkeiten und Interessen entspricht. Menschen mit geistiger Behinderung haben sehr individuelle Möglichkeiten, Sport und Bewegung in ihren Alltag einzugliedern. Zwischen sitzenden und stationären Tätigkeiten auf der Arbeit oder im privaten Umfeld findet körperliche Aktivität häufig zu wenig Raum. Mit schweren Folgen, denn Bewegungsmangel erhöht das Risiko chronischer Erkrankungen und das Entstehen von Pflegebedürftigkeit. Menschen mit geistiger Behinderung leiden überdurchschnittlich häufig an Bewegungsmangel und seinen Folgen. Das möchten wir ändern!
Unser Ziel ist es, Menschen mit geistiger Behinderung an eine regelmäßige, selbstbestimmte körperliche Aktivität heranzuführen und ihre Gesundheit nachhaltig positiv zu beeinflussen. Dafür haben wir ein mehrstufiges Interventionsprogramm entwickelt, um Betroffene durch wiederkehrende Aktivitäten, praktische Alltagstipps und unterstützende Bewegungs-Paten in Bewegung zu bringen. Machen Sie mit und unterstützen Sie Ihre Patient*innen, Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen auf diesem Weg. Wir verraten Ihnen, wie!
Für eine anschauliche Übersicht zur Intervention, schauen Sie sich das Video an.
Warum ist Bewegung wichtig!
Studien zeigen, dass das körperliche Aktivitätsniveau bei Menschen mit geistiger Behinderung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung geringer ist – und auch die Allgemeinbevölkerung erreicht oft nicht die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Dies sind 150-300 Minuten mäßig intensiver körperliche Aktivität oder mindestens 75-150 Minuten intensive körperliche Aktivität während der Woche. Dabei trägt Bewegung zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Regelmäßige Bewegung stärkt das Herz, die Muskeln und die Knochen. Sie reduziert Verspannungen und baut Stress ab, denn mit ihr schüttet der Körper das Glückshormon Serotonin aus. Kurz gesagt: Bewegung macht glücklich!
Im Umkehrschluss führt zu wenig Bewegung zu Unwohlsein und erhöht das Risiko chronischer Erkrankungen und Einschränkungen in der Bewegungsfähigkeit.
Unsere Intervention „Mit Schwung und Energie durch den Tag“ möchte Menschen mit geistiger Behinderung motivieren, täglich den eigenen körperlichen und kognitiven Fähigkeiten entsprechend in Bewegung zu kommen, um langfristig gesünder zu leben.
Bewegungsförderung für Menschen mit geistiger Behinderung
Was genau ist die Intervention „Mit Schwung und Energie durch den Tag“?
Die Intervention „Mit Schwung und Energie durch den Tag“ ist ein Programm, das Menschen mit geistiger Behinderung unterstützt, mehr Bewegung in ihren Alltag zu bringen. Das Programm holt die Teilnehmenden in ihrem aktuellen individuellen Bewegungsstatus ab und zeigt in einfachen Schritten, warum Bewegung wichtig ist und wie man in kleinen Schritten ganz leicht Bewegung in den Alltag integrieren kann. Dies wird durch 12 Broschüren (dem sogenannten Manual), welches in Leichte Sprache und Einfach Sprache vorliegt, persönliche Bewegungs-Pat*innen sowie unterstützende Angebote im klinischen, heimischen und beruflichen Umfeld erreicht. Unsere Intervention richtet sich dabei an alle Beteiligten, von der Leitungsebene als Initiator*in bis hin zu den Teilnehmenden selbst, um das Programm für alle Beteiligten greifbar, umsetzbar und erfolgreich zu gestalten.
Welche Kosten kommen auf meine Einrichtung zu?
Das Projekt zur Entwicklung und Erprobung der Intervention wurde mit Fördermitteln der Stiftung Wohlfahrtspflege finanziert. Die Stiftung engagiert sich insbesondere für die unmittelbare und nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderungen, alter Menschen sowie benachteiligter Kinder. Den Menschen zur besseren Lebensqualität zu verhelfen, damit sie ein Leben in möglichst großer Selbstbestimmung führen können – das ist für die Landesstiftung ein gutes Stück praktischer Solidarität. Daher wurde die Entwicklungsforschung finanziert, mit dem Bestreben ein kostenloses, alltagspraktisches Methodentool für die Praxis anbieten zu können.
Wie wurde die Intervention entwickelt?
Jeder Mensch ist einzigartig. Wir alle haben unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten. Das betrifft selbstverständlich auch Menschen mit geistiger Behinderung. Diese Zielgruppe ist besonders heterogen. Das heißt, es bestehen große Unterschiede in den geistigen und körperlichen Voraussetzungen und Fähigkeiten. Dies macht die Entwicklung einer Intervention zur Bewegungsförderung herausfordernd, aber auch spannend.
Ein wesentlicher Baustein bei der Entwicklung der Intervention war es, die subjektiven Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung zu erkunden und aufzunehmen. Dafür haben Menschen mit geistiger Behinderung aktiv an der Interventionsentwicklung mitgearbeitet. Unter anderem wurde eine Forschungs-AG gegründet, die bei der explorierenden Datenerhebung, z. B. durch die Erstellung von Interviewfragen, unterstützte und ihre Kenntnisse als Betroffene einbrachte.
Die daraus entwickelten Interviews zum Erkunden individueller gesundheits- und bewegungsbezogener Bedürfnisse, Wissensstände sowie Erfahrungen und Strategien im Umgang mit körperlicher Aktivität formten die Basis für die Interventionsentwicklung. Den wissenschaftlichen Rahmen bilden Erkenntnisse zu wirksamen Ansätzen in Prävention und Gesundheitsförderung bei Menschen mit geistiger Behinderung (Latteck 2017) und eine Literaturübersicht zu bestehenden Interventionen zur Bewegungsförderung bei dieser Zielgruppe (Link). Zudem orientierte sich die Interventionsentwicklung am Modell der bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz (Pfeifer et al. 2013), welches individuelle bewegungsbezogene Kompetenzen beschreibt, die einer Bindung an ein nachhaltiges gesundheitsorientiertes Bewegungsverhalten zugrunde liegen.
Die Intervention wurde über ca. 2 Jahre entwickelt und im Setting Eingliederungshilfe im Sommer 2020 erprobt. Dabei wurde sie erfolgreich auf Alltagstauglichkeit geprüft.
Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Dr. Dirk Bruland (dirk.bruland@fh-bielefeld.de).
Weitere Informationen sind auf unserer Internetseite vom InBVG: Link